Samstag, 10. März 2018

Wiedergefunden: Reykjavík Energy und wo das Eierwasser herkommt



Zweiter Text der Reihe "Wiedergefunden".
Zweiter Text, der etwas mit 'Studieren' zu tun hat (nach "Des Wahnsinns fette Beute")
...und dadurch wohl auch einer der wenigen, aus denen man tatsächlich nützliches Wissen schöpfen kann!
Text vom 25.4.16 15:52Uhr


Reykjavík Energy
Heute field trip ins Kontrollzentrum von Reykjavík Energy im Rahmen des Kurses „Direct Geothermal Utilization“ also „Direkte Nutzung von Geothermie“. Sehr interessant wars, habe ich doch erst letztens mit Elma darüber gegrübelt, wo nun genau das warme Wasser, und vor allem auch das kalte aus unserem Hahn kommt.

Grob zusammengefasst das neue Wissen:
Reykjavík Energy versorgt quasi das ganze Reykjavík Stadtgebiet mit Energie; also mit Strom, warmem und kaltem Wasser, aber auch ums Abwasser kümmern sie sich. Im Umland befinden sich 4 Geothermie-Kraftwerke, die alle Fernwärme und Elektrizität zu verschiedenen Anteilen produzieren. Das Stromnetz war in diesem Kurs weniger Thema, dafür gings mehr ums Wasser. Wichtig hierfür sind die Kraftwerke Nesjavellir und Hellisheiði, beide ca. 30km von Reykjavík entfernt. Die zwei anderen (Reykjanes und Svartsengi) befinden sich auf der Halbinsel Reykjanes und haben mit der Wasserversorgung Reykjavíks meines Wissens nichts zu tun.  Sonst noch beteiligt an der Warmwasserversorgung sind ein paar kleinere Tieftemperaturgebiete (low-temperature fields) im Stadtgebiet. Darunter Lauganes und Reykir. 

Zum warmen Wasser:
Von den Kraftwerken Nesjavellir und Hellisheiði führen Pipelines mit warmem Wasser zu den Randgebieten Reykjavíks und Kópavogur. Dieses Wasser ist Frischwasser, welches im Kraftwerk über Wärmetauscher auf etwas über 80°C aufgeheizt wurde. Das Wasser aus den Bohrlöchern kann deshalb nicht direkt verwendet werden, weil es sehr mineralhaltig ist und außerdem ziemlich stark korrosiv und somit schädlich für die Pipelines, vor allem weil für die Elektritzitätsproduktion schon Dampf abgezwackt wurde, was die Mineralkonzentration weiter erhöht. Das aufgeheizte Frischwasser mit rund 80°C wird dann nach Reykjavík transportiert, um dort die Wasserhähne mit warmem Wasser zu versorgen und außerdem die Hausheizungen zu betreiben (Fernwärme).
Die gleichen Zwecke erfüllt das warme Wasser (ca. 130°C), welches aus den Tieftemperaturgebieten gepumpt wird, also warmes Hahnwasser und Heizung, für den Stadtkern. Der Unterschied hier ist die chemische Zusammensetzung.
Man sollte ja denken, dass das aufgeheizte Frischwasser geruchslos ist… ist es aber nicht, denn da es Frischwasser ist, enthält es einen gewissen Teil gelösten Sauerstoff, welcher wiederum korrosiv wirkt. Als Gegenmaßnahme wird ein kleiner Teil Wasserstoffsulfid (wenige ppm H2S) beigefügt, jenes faul-riechende Gas (mit der bloßen Nase können wir wenige ppb wahrnehmen), welches alle Nichtisländer ungerne riechen. Dieses reagiert recht schnell mit Sauerstoff und bildet somit eine sicher zu transportierende Flüssigkeit. Das Wasser aus den Tieftemperaturgebieten hat von Natur aus akzeptable Mineralkonzentrationen und einen kleinen Teil H2S, weshalb auch dieses riecht, dafür aber direkt verwendet werden kann.
Nachdem das Heizwasser nun durch die Heizkörper floss, geht es nun mehr oder weniger kalt (von 80°C auf ~25°C) unter die Gehwege und Straßen zum Schmelzen von Schnee, bevor ein Teil direkt ins Meer fließt und der andere zurück zur Pumpstation, um dort mit dem ca. 130°C warmem Wasser der Tieftemperaturgebiete gemischt zu werden. Der Zweck davon ist lediglich, es auf 80°C-Heiznetztemperatur herunterzukühlen und natürlich auch einen kleinen Teil wiederzuverwenden, um die Mengen, die aus dem Boden gepumpt werden zu reduzieren.

Zum kalten Wasser:
Das kalte Hahnwasser wird aus einem Lavafeld nahe Reykjavík mit Namen Heiðmörk gepumpt und ist Grundwasser ohne jeglichen Schwefelduft. Unbehandeltes reinstes Grundwasser. Das exakt gleiche Wasser, welches man in Flaschen gefüllt auch im Supermarkt kaufen kann. Es gibt auch eine Geschichte, wo es heißt, dass es so rein sei, dass die Test-ausführenden Personen die Messergebnisse für falsch hielten und die Messgeräte beschuldigten…

Sonntag, 22. Oktober 2017

Wiedergefunden: Aurora Herbarum


Lange ist es her, dass auf dieser Seite etwas Neues kam. Doch jetzt habe ich beschlossen, ein paar Artikel  hochzuladen, die ich damals auf Island angefangen hatte zu schreiben, die aber aus verschiedenen Gründen nicht fertig oder einfach nie veröffentlicht wurden.  Jetzt erscheint es mir passend, ein paar davon unter der Reihe „Wiedergefunden“ doch noch zu liefern.

Hier der erste, Idee vom 22.10.15 20:40Uhr
Aurora Herbarum - A peculiarly green night!
Seltenes Phänomen: Aurora Herbaceum vor den Sternen
Die Polarlichter – wunderschön giftgrün, manchmal sogar rot und gelb und blau – tanzende Gebilde von einer anderen Welt erhellen die Nacht. Doch diese Nacht ist speziell. 

Die meisten Menschen kennen dieses Naturspektakel nicht, oder nur von Bildern. Polarlichter kann man in der Nähe der Polarkreise beobachten, wenn es auf die dunkle Jahreszeit zugeht. Im Norden sind es Aurora Borealis, auf der Südhalbkugel heißen sie Aurora Australis. Sie sind „eine Leuchterscheinung (genauer ein Elektrometeor), die in Polargebieten beim Auftreffen beschleunigter geladener Teilchen aus der Erdmagnetosphäre auf die Atmosphäre hervorgerufen wird.“ (quote: the eternally omniscient wikipedia)

Nur sehr wenige Menschen haben schon von den Aurora Herbarum gehört. Ein riesiger Teil hat sie schon gesehen, sie jedoch nicht erkannt, denn sie zeigen sich nur jenen, die danach suchen oder ein Auge für deren Schönheit haben. Sie brauchen keinen bestimmten Ort und auch keine bestimmte Jahreszeit um aufzutreten, lediglich das richtige Milieu. Ob kalt oder warm kann schon mal gehörig etwas an der Farbe ändern und auch der Salzgehalt spielt eine wichtige Rolle hinsichtlich der Art und Menge.

Manche würden Aurora Herbarum eher abwertend Algen nennen… wenig angebracht meiner Meinung nach. Können sie sich doch ähnlich der echten Polarlichter elegant und majestätisch im Strom des sie umgebenden Nass bewegen wie ihre entfernten Verwandten am polaren Nachthimmel und noch dazu mit einer unvergleichlichen Konstanz. Zack, ein Bild gemacht, in Photoshop gepackt, noch ein paar Sterne im „Großer Wagen“-Muster drauf gepinselt. Und wer von denen - die noch nie Polarlichter gesehen haben - hätte nicht geglaubt, dass es echte Polarlichter sein könnten statt im aufsteigenden Wasser einer Quelle tanzende Algen?! ;-)